Unterwegs auf dem Lutherweg nach Borna

 

Bei herrlichem Herbstwetter versammelte sich eine große Pilgergemeinschaft in der Kirche von Windischleuba, um am Reformationstag auf dem Lutherweg nach Borna zu pilgern.  Frau Superintendentin Dr. Jahn feierte mit uns die traditionelle Morgenandacht.Anschließend stärkten sich die Pilger mit den

 

Reformationsbrötchen von Bäckermeister Gerth aus Kostitz und dem wohltuenden Kaffee, den die Windischleubaer Frauen für uns bereitet hatten. Die Geschichte von Windischleuba brachte uns Frau Prechtl, die langjährige Ortschronistin, beim Spaziergang zum Schloss nahe. Im Schlosshof empfing uns der ehemalige Leiter der Jugendherberge und erzählte viel Wissenswertes über das beeindruckende Bauwerk und seine bedeutenden Bewohner, die Familie von Münchhausen

Unsere Pilgerwanderung begann wie immer mit dem Aufbruch-Ritual. Spirituelles gehört zum Pilgern, so auch das Schweigend gehen auf dem ersten Wegabschnitt, nach dem wir einen Einstimmungstext gehört hatten. Mit einem persönlichen Sinnspruch aus der Pilgerapotheke ausgerüstet, marschierten wir nun nach Pähnitz. Der Weg zwischen den Seen ist sehr gut für das bewusste Gehen geeignet. Man konzentriert sich auf die Landschaft, kommt Schritt für Schritt auf dem Weg an und lässt alles andere hinter sich. Der herrliche Waldabschnitt bis zum Erholungspark Pahna war ein besonderer Genuss. Das bunte Laub, der blaue Himmel und der stille See waren an Schönheit kaum zu übertreffen. Das Laub raschelte unter den Schuhen. Es duftete nach Herbst.

Am Waldausgang grüßte uns schon von weitem die neuerbaute Holländermühle in Wiera. Herr Artelt hatte sich einen Traum erfüllt und mit Unterstützung seiner Frau und vielen Helfern das weithin sichtbare Bauwerk errichtet. Bevor wir im Innern der Mühle mehr über die Entstehung erfuhren, stärkten wir uns mit einer wohlschmeckenden Pilgersuppe.

Nach der Mittagsrast pilgerten wir weiter nach Borna. An der „Kunigundenkirche“ wartete Herr Hackenberg, um uns das außergewöhnliche sakrale Gebäude ohne Kirchturm im italienischen Baustil zu erläutern. Die letzte Pilgeretappe führte zur berühmten „Emmauskirche“ aus Heuersdorf, die vor einigen Jahren nach Borna versetzt worden war, weil das Dorf dem Braunkohlenabbau weichen musste. Neben der großen „Marienkirche“ mit ihrem schönen Schnitzaltar von Hans Witten wirkt sie unscheinbar, ist aber im Original erhalten geblieben und eine Bereicherung für die Bewohner von Borna und Gäste aus aller Welt, die extra wegen dem kleinen gotischen Kirchlein anreisen.

Ein langer und erlebnisreicher Tag ging nun zu Ende. Die aus ganz Mitteldeutschland und sogar aus Berlin  angereisten Pilger verabschiedeten sich voneinander, nicht ohne sich für Ostermontag 2019 zu verabreden. Dann werden wir von Lucka über Prößdorf, Falkenhain, Mumsdorf, Zipsendorf nach Meuselwitz pilgern. Dazu schon heute herzliche Einladung. 

Ein großes Dankeschön an alle Mitwirkenden und die Pilgergemeinschaft, die diesen wunderbaren Tag zu einem besonderen Erlebnis machten.

 

Arnhild Kump

 

Leiterin Ökumenisches Pilgerzentrum Wien


Ostermontagpilgern von Mohlis über Wildenbörten und Ingramsdorf nach Frankenau

Bei herrlichem Frühlingswetter traf sich eine große Schar von Pilgern aus ganz Mitteldeutschland zur traditionellen Ostermontagwanderung vor der Kirche in Mohlis, einem kleinen Dorf westlich von Altenburg gelegen, um sich gemeinsam auf den Weg von Dorfkirche zu Dorfkirche zu begeben. Immerhin war es schon die 10. Pilgerwanderung, die von der Rompilgerin Arnhild Kump (früher Ratsch) vom Ökumenischen Pilgerzentrum Wien und von den Kirchgemeinden vorort organisiert wurde. Seit Januar 2014 ist diese Tradition gewachsen. Zweimal im Jahr, Ostermontag und am Reformationstag, treffen sich geübte Pilger und immer wieder auch Neu-Pilger, um an diesen besonderen Tagen die Schätze der Region zu erkunden.

Wie immer begann der Pilgertag mit Begrüßungskaffee und den von Konditormeister Henning Gerth aus Kostitz gespendeten Osterbroten. Nach der stimmungsvollen Morgenandacht in der voll besetzten Mohliser Kirche, die mit viel Engagement der Dorfbewohner in unzähligen Arbeitsstunden repariert und renoviert worden ist, verabschiedete uns Pfarrer Thomas Eisner aus Schmölln mit einem Pilgersegen auf den Weg. Doch was wäre ein Pilgertag ohne Rituale. Sie sind wichtig, strukturieren den Pilgertag und stärken das Bewusstsein. So bildete die Pilgergemeinschaft am Ortsrand einen großen Kreis, um mit einem spirituellen Text auf den Weg eingestimmt zu werden. Bevor sich die Pilger schweigend auf den Weg nach Wildenbörten machten, bekam jeder wie immer noch einen Sinnspruch aus der Pilgerapotheke mit auf den Weg. Die Schweigezeit ist wichtig, um auf dem Pilgerweg anzukommen und alles Gewohnte hinter sich zu lassen.

Das erste Ziel war die Kirche von Wildenbörten. Als besonderer Ehrengast war der ehemalige Pfarrer der Kirchgemeinde, Pfarrer Worbis, aus Baden Württemberg angereist, für den der Pilgerweg zu seinen früheren Gemeinden natürlich ein besonders berührendes Erlebnis war. Er erzählte von den Mühen und Freuden, die er damals erlebt hat und ließ uns so Anteil an seiner persönlichen Geschichte der Kirchgemeinden nehmen. Immer wieder gab es unterwegs in den Dörfern mit viel Liebe österlich geschmückte Gärten zu bewundern.

Nun ging es hinüber nach Dobra, wo wir am ehemaligen Wohnhaus von Orgelbaumeister Christoph Opitz Halt machten. Seine Orgel in Mohlis hatten wir schon gehört, weitere seiner wunderbaren Instrumente sollten wir in Reichstädt und Frankenau noch kennenlernen. Am Dorfgasthof vorbei, den sein Sohn, auch ein Orgelbauer, später erwarb, führte unser Pilgerweg hinunter nach Ingramsdorf. Unterwegs erinnerten noch ein paar wenige Schneereste an den zu Ende gehenden Winter. Unser Blick aber richtete sich auf das Erwachen der Natur, das frische Grün und die herrlichen Frühjahrsblüher in den Gärten.

In Ingramsdorf angekommen, begrüßte uns Frau Dr. Jahn, Superintendentin des Kirchenkreises Altenburger Land im „Cafe Jahn“, ihrem Elternhaus, das wegen seines köstlichen Kuchens schon seit 25 Jahren berühmt ist. Natürlich gab es zur Stärkung auch eine Pilgersuppe, denn es war erst die Hälfte der Strecke geschafft.

Der Weg zur Kirche nach Hartroda führte zunächst nach Drosen, wo die Bürger sich gegen das Aufstellen weiterer Windkraftturbinen wehren. Dann ging es steil bergauf. Zur Belohnung gab es auf der Höhe wieder eine großartige Aussicht. In Hartroda angekommen, lauschten wir wieder aufmerksam den Erzählungen des ehemaligen Pfarrers, der hier früher im Pfarrhaus gewohnt hatte.

Unser nächstes Ziel war nun Reichstädt, unten im Tal gelegen. In der Kirche erwartete uns der Ortschronist mit geschichtlichen Ausführungen und eine weitere Opitz-0rgel, deren herrlichen Klang wir in der schön renovierten Kirche andächtig lauschten.

Zunächst auf schmalen Fußwegen, dann auf der Straße pilgerten wir anschließend zu unserem letzten Ziel, nach Frankenau hinunter. Mit Glockengeläut wurden wir feierlich empfangen. Ein letztes spirituelles Ritual folgte, der Umgang der romanischen Dorfkirche, bevor wir in die festlich geschmückte Kirche Einzug hielten. In der Abschlussandacht brachte Pfarrer Eisner noch einmal die österliche Freude über die Auferstehung von Jesus Christus und unsere Dankbarkeit für diesen wunderschönen und perfekt organisierten Pilgertag zum Ausdruck. Der Kirchenchor sang das alte Pilgerlied „Möge die Straße uns zusammenführen“, das wohl jeden Pilger an diesem Tag besonders berührte. Auch hier in Frankenau erzählte Pfarrer Worbis Geschichten aus vergangenen Zeiten und es war deutlich die noch immer vorhandene innere Verbundenheit mit seinen ehemaligen Kirchgemeinden zu spüren.

Die Frankenauer Kirche war völlig ausgefüllt mit österlich geschmückten Kaffeetafeln. Der verlockende Duft von selbstgebackenem leckerem Kuchen stieg den Pilgern in die Nasen. Als die letzte Dankesrede verklungen war, ließen es sich alle zum Ausklang eines wunderschönen Pilgertages gut schmecken.

Unsere 10. Pilgerwanderung war ein besonderes Erlebnis, an das wir noch lange gern zurückdenken werden. Alles war perfekt. Das Wetter, die Organisation und die Pilgergemeinschaft. Über 100 Personen waren dabei, so viele wie noch nie. Alle waren begeistert von den Schätzen unserer Heimat, die wir entdecken durften und natürlich von der Gastfreundschaft der besuchten Kirchgemeinden. Ein herzliches Dankeschön an alle Helfer, die Anteil an diesem gelungenen Tag hatten. Durch ihren Einsatz wurde unsere 10. Pilgerwanderung zu einem unvergesslichen Erlebnis. Nun freuen wir uns schon auf die nächste Pilgertour, die wie gewohnt am 31.10.2018, dem Reformationstag, stattfinden wird. Geplant ist ein Abschnitt auf dem Lutherweg von Windischleuba nach Borna. Schon jetzt herzliche Einladung an alle Pilger und Noch-Nicht-Pilger dabei zu sein.


Arnhild Kump

Leiterin Ökumenisches Pilgerzentrum Wien